Abhängige Persönlichkeitsstörung

Merkmale

Personen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung zeigen ein weitreichendes und extremes Bedürfnis nach Fürsorge. Dieses bringt unterwürfiges und anklammerndes Verhalten sowie Angst vor Trennung mit sich. Da sie der festen Überzeugung sind, dass sie ohne die Hilfe von anderen nicht lebensfähig wären, zielt ihr Verhalten darauf ab, bei nahestehenden Personen prosoziale Handlungen und Unterstützung auszulösen. So verlassen sich abhängige Personen auf die Entscheidungen, den Rat und die Bestätigung anderer, nehmen sich zurück und geben die Verantwortung und Initiative für wichtige Lebensbereiche und alltägliche Angelegenheiten an andere ab. Ihr Bedürfnis nach Hilfe und Unterstützung geht somit weit über das hinaus, was für ihr Alter und die Situation angemessen wäre.

Damit Personen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung die für sie lebenswichtige Unterstützung und Zustimmung nicht verlieren, äußern sie nur ungern ihre eigene Meinung und stimmen lieber etwas zu, hinter dem sie nicht stehen. Abhängige Personen sind sogar bereit Tätigkeiten zu übernehmen, die ihnen unangenehm oder für sie unzumutbar sind. Die unbegründete Angst führt nicht selten dazu, dass die Betroffenen äußerst unausgeglichene Beziehungen eingehen und sogar verbalen, körperlichen oder sexuellen Missbrauch an sich zulassen.

Folgen

Aus ihrem mangelnden Selbstvertrauen und niedrigem Selbstbewusstsein heraus sind abhängige Personen der festen Überzeugung, Aufgaben nicht selbst beginnen und/oder alleine durchführen zu können. Sie stellen sich als unbeholfen dar und erlangen durch ihr passives Verhalten nicht die Kompetenz, Tätigkeiten selbstständig auszuüben. Personen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung sind nicht gerne alleine. Ihnen fällt es auch nicht schwer mit anderen Menschen in Beziehung zu treten bzw. Beziehungen aufzubauen. Wird allerdings eine Beziehung beendet, dann sind sie am Boden zerstört und versuchen so schnell wie möglich einen Ersatz zu finden. Charakteristisch für eine abhängige Persönlichkeitsstörung sind außerdem ein starker Pessimismus und Selbstzweifel. Missbilligungen und Kritik werden als Beweis für die eigene Unzulänglichkeit gesehen. Wird von abhängigen Personen im Beruf Selbstständigkeit verlangt, dann kann auch hier die Leistungsfähigkeit in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die abhängige Persönlichkeitsstörung tritt oftmals gemeinsam mit einer Borderlineängstlich-vermeidenden oder histrionischen Persönlichkeitsstörung auf. Außerdem können Betroffene zusätzlich an einer affektiven (Depression) oder einer Angststörung (z.B. Spezifische Phobie) leiden.

Weitere Informationen zu den verschiedenen psychischen Erkrankungen finden Sie im Wissenbereich auf psycheplus.

Verlauf

psycheplus liegen keine fundierten Beschreibungen zum Verlauf der abhängigen Persönlichkeitsstörung vor.

Zahlen

Schätzungen zufolge beläuft sich die Prävalenz für die abhängige Persönlichkeitsstörung auf ca. 2% in der Allgemeinbevölkerung. In psychiatrischen Kliniken wird sie am häufigsten von allen Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert.

In der Allgemeinbevölkerung sind Männer genauso häufig von der abhängigen Persönlichkeitsstörung betroffen wie Frauen. Laut neueren Studien scheint bei der Störung eine geschlechtsspezifische Prädisposition vorzuliegen. Man fand heraus, dass die Verwandten von männlichen Betroffenen häufiger an einer Depression litten, wohingegen die Verwandten der weiblichen Betroffenen häufiger eine Panikstörung aufwiesen. In klinischen Populationen sind Frauen häufiger von der abhängigen Persönlichkeitsstörung betroffen.

Subtypen

Bei dem Störungsbild der abhängigen Persönlichkeitsstörung werden keine Subtypen unterschieden.

Therapie

Personen, die unter einer abhängigen Persönlichkeitsstörung leiden, beteiligen sich nur ungern aktiv am Therapiegeschehen und verlassen sich für den Erfolg der Behandlung voll und ganz auf den Therapeuten. Dieser versucht deshalb den Patienten in die Lage zu versetzen, dass er Verantwortung für sich selbst übernehmen kann. Da Personen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung oftmals auch einen Partner haben, der hilft, die charakteristischen Verhaltensweisen des Betroffenen aufrecht zu erhalten, kann es auch vorkommen, dass beide in die Therapie gebeten werden. Dabei können Patient und Partner gemeinsam oder auch getrennt voneinander therapiert werden. Der Partner soll schließlich lernen, das anklammernde Verhalten des Patienten nicht weiter direkt oder indirekt zu verstärken und zu bestätigen.

Des Weiteren widmen sich die einzelnen Therapieverfahren verstärkt unterschiedlichen Aspekten der abhängigen Persönlichkeitsstörung. So konzentriert sich die Psychoanalyse darauf, dass und inwieweit der Patient seine Abhängigkeitsbedürfnisse auf den Therapeuten überträgt.

In der kognitiven Verhaltenstherapie versucht man bei abhängigen Personen, die tiefverwurzelte Überzeugung der eigenen Hilflosigkeit und Unzulänglichkeit zu hinterfragen und positiv zu verändern. Ergänzend können auch Selbstsicherheitstrainings eingesetzt werden.

Im Rahmen einer Gruppentherapie können Personen mit einer abhängigen Persönlichkeitsstörung sich mit Gleichgesinnten austauschen und gemeinsam Problemlösefähigkeiten erlernen, die ihnen zu mehr Selbstvertrauen verhelfen.

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