Internetsucht

Merkmale

Das wesentliche Merkmal der Computersucht bzw. Internetsucht ist der unkontrollierbare Drang danach, den Computer täglich und möglichst viel zu nutzen. Betroffene verlieren dadurch oft ihren Tag-Nacht-Rhythmus, wenn Sie bis spät in die Nacht vor dem PC sitzen. Ein weiteres Merkmal der Computersucht kann es sein, dass der Betroffene die Kontrolle darüber verliert, wann er mit der PC- Nutzung beginnt und diese beendet. Dies äußert sich in endlosen Chats, Spielen oder ziellosem Surfen. Die Zeit, die vor dem Computer verbracht wird, muss ständig gesteigert werden, um das gewünschte positive Gefühl bzw. Zufriedenheit zu erreichen. Es entwickelt sich also eine Toleranz gegenüber der Computer-Nutzung.

Negative Folgeerscheinungen und Konsequenzen der Computersucht können schlechte Leistungen in Schule oder Arbeit, Niedergeschlagenheit, Mangelernährung oder auch Übergewicht – durch Bewegungsmangel und Fast Food – sein. Wenn der Betroffene die Zeit vor dem PC trotz dieser negativen Konsequenzen nicht reduziert, kann dies ein Zeichen für eine Computersucht sein. Auch können sich Entzugserscheinungen zeigen, die sich durch Unruhe, Nervosität und Reizbarkeit bemerkbar machen, wenn kein Computer zugänglich ist. Dies kann beispielsweise im Urlaub der Fall sein.

Betroffene vernachlässigen oftmals Ihre Familie und Freunde und leugnen die Problematik ihnen gegenüber. Dies kann zu häufigen Auseinandersetzungen und Streitigkeiten führen, die das familiäre Zusammenleben stark beeinträchtigen können und zur sozialen Isolierung der Betroffenen beitragen. Betroffene verlieren sich immer mehr in der „virtuellen Welt“. Oftmals versuchen Betroffene vor negativen Gefühlen wie Angst, Depressionen und Schuldgefühlen zu fliehen. Das echte Leben mit all seinen Herausforderungen und Schwierigkeiten wird für die Betroffenen immer mehr als nicht zu bewältigen und bedrohlich wahrgenommen, während die virtuelle Welt das Gefühl von Kontrolle und Sicherheit vermittelt.

Häufig treten gemeinsam mit der Computersucht depressive und Angstsymptome auf sowie Probleme durch Substanzmissbrauch oder -abhängigkeit.

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Verlauf

Eine Computersucht entwickelt sich oft bereits in der Kindheit und Jugend, da gerade soziale Netzwerke, Chatrooms und Computerspiele auf junge Menschen eine besondere Faszination ausüben. Betroffene sind häufig schon vorher sozial wenig integriert. Häufig können in der Vorgeschichte Hänseleien im sozialen Umfeld und irgendeine Form der Isolierung gefunden werden. Auch das familiäre Umfeld ist ein entscheidender Faktor. So scheint es besonders wichtig zu sein, dass sich Eltern verantwortungsbewusst mit dieser Thematik auseinandersetzten und ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen.

Zahlen

In Deutschland erhobene Daten gehen von ca. 2% der 14- bis 24-Jährigen aus, die internetabhängig sind. Zwischen 14 und 16 Jahren sind mehr Mädchen (ca. 5%) als Jungen (ca. 3%) betroffen. Ingesamt sind mehr Männer von einer Internetsucht betroffen als Frauen. Weibliche Betroffene nutzen stärker soziale Netzwerke wie Facebook oder SchülerVZ, männliche Betroffene hingegen eher Computerspiele.

Subtypen

Bei diesem Störungsbild werden keine Subtypen unterschieden.

Therapie

Es gibt bislang wenige stationäre Einrichtungen, die sich auf die Behandlung der Internetabhängigkeit spezialisiert haben. In Mainz gibt es am Klinikum der Johannes Gutenberg-Universität eine Ambulanz für Spielsucht. Im Hannoveraner Kinderkrankenhaus können internetabhängige Jugendliche eine stationäre Therapie machen. Auch die therapeutische Einrichtung Eppenhain bietet ein stationäres verhaltenstherapeutisch orientiertes Training für internetabhängige Kinder und Jugendliche.

Die wissenschaftliche Erforschung der Internetabhängigkeit ist noch unzureichend. Was die Behandlung betrifft, gibt es verschiedene Ansätze und Schwerpunkte. Betrachtet man Internetabhängigkeit als Suchtproblem, ist vor allem eine Entwöhnung und Abstinenz indiziert, wie dies auch bei stoffgebundenen Süchten, wie etwa einer Alkoholabhängigkeit, der Fall ist. Dies erweist sich natürlich in der Realität schwierig, da der Computer zum alltäglichen Leben gehört. Sieht man eine Internetabhängigkeit hingegen auch als soziales Problem, wird die Einbeziehung des Umfelds des Betroffenen und die Verbesserung der Sozialkompetenz und der Kommunikationsfähigkeit zentraler Bestandteil der Behandlung. Gerade bei jungen Betroffenen müssen auch die Eltern miteinbezogen werden.

Verhaltenstherapeutische Strategien haben einen Aktivitätenaufbau (also z.B. Sport und Freizeitaktivitäten), einen kontrollierten Umgang mit dem Internet und Computer sowie den Aufbau von Sozialkompetenz zum Ziel. Da die Internetabhängigkeit bzw. Computersucht nicht als Diagnose anerkannt ist, übernehmen die Krankenkassen die Kosten einer Behandlung nicht.

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