Dissoziative Amnesie

Merkmale

Die Dissoziative Amnesie führt bei betroffenen Personen dazu, dass sie nicht in der Lage sind, sich an wichtige, kurz zurückliegende Ereignisse bzw. Aspekte der persönlichen Lebensgeschichte zu erinnern. Meist stehen die Erinnerungslücken in Zusammenhang mit traumatischen oder extrem belastenden Situationen, allerdings sind es in der Regel reversible (umkehrbare) Beeinträchtigungen des Gedächtnisses.

Die Erinnerungsausfälle bei einer dissoziativen Amnesie können nicht durch gewöhnliche Vergesslichkeit oder Müdigkeit erklärt werden. Auch werden sie nicht durch die Wirkung einer Substanz oder eine neurologische bzw. medizinisch relevante Krankheit hervorgerufen. Betroffene leiden entweder stark unter der Symptomatik oder werden in ihrem sozialen, beruflichen oder einem anderen wichtigen Lebensbereich negativ beeinflusst. Das Verhalten kann von einer Ratlosigkeit, einem gequälten Gefühlserleben, ziellosem Umherwandern und aufmerksamkeitssuchenden Reaktionen bestimmt sein.

Zusätzlich zur dissoziativen Amnesie können Betroffene depressive Symptome, Trancezustände, sexuelle Funktionsstörungen, Persönlichkeitsstörungen, selbstverletzendes Verhalten und aggressive sowie suizidale Impulse aufweisen.

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Verlauf

Die dissoziative Amnesie kann in jeder Altersstufe auftreten. Die rückblickend berichteten Erinnerungslücken können von Minuten bis hin zu Jahren dauern. Es kann im ganzen Lebensverlauf nur eine Episode des Vergessens auftreten oder auch mehrere. Ist jedoch eine Episode einer dissoziativen Amnesie schon einmal aufgetreten, so erlebt der Betroffene mit höherer Wahrscheinlichkeit auch eine weitere. Es ist möglich, dass eine akut eintretende Amnesie spontan wieder zurückgeht, wenn die betroffene Person nicht mehr mit der belastenden Situation konfrontiert wird. Selbst bei einer chronischen Amnesie kann ein Betroffener die Erinnerung allmählich wieder zurückerlangen.

Zahlen

In den letzten Jahrzehnten haben sich die Fälle von Erinnerungsverlust von frühkindlichen Traumata gehäuft. Manche klinischen Forscher sind der Meinung, dass die größere Aufmerksamkeit für die Diagnose dissoziative Amnesie dazu führte, dass mehr Fälle erkannt wurden. Genaue Zahlen zu den Prävalenzraten liegen psycheplus zum jetzigen Zeitpunkt nicht vor. Einige Studien weisen darauf hin, dass die dissoziative Amnesie bei Personen im jungen Erwachsenenalter am häufigsten auftritt.

Dissoziative Amnesie – Subtypen

Bei der dissoziativen Amnesie werden fünf verschiedene Unterkategorien unterschieden.

  1. Personen mit einer lokalisierten Amnesie können sich nicht mehr an Ereignisse während eines bestimmten Zeitintervalls erinnern, meistens nicht einmal mehr an die ersten Stunden des Ereignisses.
  2. Die selektive Amnesie verhindert die Erinnerung an einige, aber nicht alle Ereignisse während eines Zeitintervalls und eventuell vergessen die Betroffenen auch nur äußerst belastende Aspekte.
  3. Zu den eher selten auftretenden Typen zählt die generalisierte Amnesie, bei der das gesamte Leben in Vergessenheit gerät.
  4. Bei der kontinuierlichen Amnesie werden alle Ereignisse ab einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit bis in die Gegenwart hinein nicht mehr erinnert.
  5. Bei der systematisierten Amnesie werden nur bestimmte Aspekte von Informationen verdrängt.

Therapie

In der Regel behandeln Therapeuten die dissoziative Amnesie mit psychoanalytischen Therapien. Der Patient soll frei assoziieren und in sein Unbewusstes vordringen. Man versucht mit diesen Techniken die vergessenen Erfahrungen wieder bewusst werden zu lassen. Generell sind psychoanalytische Therapeuten darum bemüht, verdrängte Erinnerungen und andere psychische Prozesse wieder aufzudecken. Damit kommen sie dem Bedürfnis der Amnesie-Betroffenen entgegen. Allerdings gibt es noch keine kontrollierte Überprüfung des Behandlungserfolgs.

Neben den psychoanalytischen Ansätzen kommt auch die Hypnosetherapie (hypnotische Therapie) bei der dissoziativen Amnesie zum Einsatz. Der Therapeuten hypnotisiert hier den Patienten und hält ihn dazu an, sich die vergessenen Ereignisse ins Gedächtnis zurückzurufen. Es ist bereits bekannt, dass Personen mit einer dissoziativen Störung äußerst suggestibel sind und sich deshalb auch leicht in Hypnose versetzen lassen.

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